In den weltweiten IT-Lieferketten ist nicht nur Nachhaltigkeit gefragt, sondern auch die Arbeitnehmerrechte, urteilt Stephen Fuller, Senior Criteria Manager bei TCO Development.

It is not only sustainability that is in demand n the global IT supply chain, but also workers‘ rights, judges Stephen Fuller, Senior Criteria Manager at TCO Development.

Das Leitbild einer Kreislaufwirtschaft in der IT-Lieferkette umfasst vor allem ökologische Nachhaltigkeitsfaktoren wie Klimaschutz und Ressourcenverbrauch. Stephen Fuller, Experte für Lieferketten-Management bei TCO Development (Stockholm), plädiert jedoch dafür, auch soziale Aspekte einzubeziehen – und sieht in der Einhaltung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten einen wirksamen Hebel zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Elektronische Geräte, die im Einzelhandel und in Online-Shops angeboten werden, sind das Ergebnis eines Herstellungsprozesses, der komplexe Lieferketten umfasst. Angefangen bei den Minenarbeitern, die die Rohstoffe für die elektronischen Bauteile abbauen, bis hin zum fertig montierten Produkt sind Tausende von Beschäftigten an der Herstellung eines Gerätes beteiligt. Im Vergleich zu anderen Produktlieferketten, beispielsweise in der Textilindustrie, übertreffen die vielschichtigen Lieferketten der IT-Industrie alle anderen. Deshalb sollten diese Produkte für uns realistischerweise sehr teuer und wertvoll sein.

Ein wichtiger Grund dafür, dass sich ihr Preis in Grenzen hält, ist jedoch, dass die Komplexität der Lieferketten die Durchsetzung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten erschwert und gleichzeitig eine große Zahl billiger Arbeitskräfte in die Produktion involviert ist. Dies mag erklären, warum der Großteil der weltweiten IT-Produktion in Entwicklungsländern stattfindet. Die Regierungen dieser Länder sind dafür bekannt oder besser berüchtigt, Menschenrechte und geltendes Arbeitsrecht zu ignorieren, um Investitionen in ihr Land zu fördern.

Wenn jedoch eine Kreislaufwirtschaft letztlich das angestrebte Wirtschaftsmodell darstellt, müssen alle Akteure auch ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Eine faire Behandlung der Beschäftigten in der IT-Branche kann dazu beitragen, den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.

Arbeitskosten

Vonseiten der Hersteller von IT-Produkten wird regelmäßig das Argument vorgebracht, dass Investitionen in soziale Verbesserungen die Produktionskosten erhöhen und die Erträge senken. Das ist nicht verwunderlich, denn wenn man den Mitarbeitern einen angemessenen Lohn und Sozialleistungen zahlt, steigen natürlich auch die Produktionskosten. Allerdings führt langfristig daran kein Weg vorbei. Zudem fördert die Achtung der Arbeitnehmerrechte ein gesünderes Arbeitsumfeld, wodurch auch die Kreislaufwirtschaft – auf Basis von Take, Make, Use & Reuse – profitiert.

Eine Steigerung der Produktionskosten führt zweifelsohne zu höheren Einkaufspreisen. Dies wiederum ist der wirksamste Weg, um die Entwicklung von Produkten mit längerer Lebensdauer zu fördern, die die Nutzer bewahren und reparieren wollen, anstatt sie wegzuwerfen und zu ersetzen.

Teurere IT-Geräte werden IT-Marken ferner dazu veranlassen, zirkulären Geschäftsmodellen mehr Raum zuzugestehen, z. B. im Bereich von Product-as-a-Service-Lösungen, bei denen die IT-Marke Eigentümerin des Produkts bleibt und der Nutzer für die Funktion und den Nutzwert bezahlt, die das Produkt über einen bestimmten Zeitraum bietet. In der Folge geht es bei der Umsatzgenerierung nicht mehr ausschließlich darum, möglichst viele Produkte zu verkaufen. Stattdessen ist es wirtschaftlich sinnvoller, langlebige IT-Geräte herzustellen, die für eine lange Lebensdauer konzipiert sind; die auch repariert und aufgerüstet werden können, sodass jedes Produkt so lange wie technisch möglich „vermietet“ werden kann. Dies senkt die Kosten für die Anbieter und verbessert gleichzeitig die Marge.

Doch warum gibt es so wenig Fortschritte?

In vielen Ländern, in denen IT-Produkte hergestellt werden, setzen die jeweiligen Regierungen die Menschen- und Arbeitsrechte nicht adäquat durch. Dies führt dazu, dass die Hersteller und Markeninhaber dafür verantwortlich sind, die Beschäftigten in ihrer Lieferkette fair zu behandeln. Allerdings ist es für diese eine große Herausforderung, Verantwortung für Probleme zu übernehmen, für die die lokalen Regierungen Verantwortung tragen sollten. Kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne für die Beschäftigten sind Verbesserungen, die sich in einem höheren Preis für das Endprodukt niederschlagen. Wenn ein Hersteller solche Verbesserungen anstößt, riskiert er jedoch, Marktanteile an andere, weniger skrupellose Konkurrenten zu verlieren, die nur versuchen ihre Gewinne zu maximieren und die Einzelhandelspreise niedrig zu halten., ohne Rücksicht auf Umwelt und Arbeitnehmer.

Eine Möglichkeit, dies zu ändern, besteht darin, Fabriken nach ihrem jeweiligen Risiko bestimmten Kategorien zuzuordnen, sodass Markeninhaber Fabriken auswählen können, die sich proaktiv mit sozialen Fragen auseinandersetzen. Auf diese Weise erhalten ambitionierte Fabriken mehr Aufträge, was wiederum einen Anreiz für das Fabrikmanagement darstellt, der Nachhaltigkeit Priorität einzuräumen, in Verbesserungen zu investieren und die Arbeitsgesetze umzusetzen.

Bei der Herstellung eines nachhaltigen Produkts muss es immer um den gesamten Lebenszyklus gehen, d. h. um die Art und Weise, wie es hergestellt, verwendet und am Ende seiner Lebensdauer entsorgt wird. Sobald sich alle Beteiligten gewahr werden, dass soziale Erwägungen innerhalb dieses Zyklus die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft vorantreiben, können nachhaltige Lösungen geschaffen werden, die sowohl den Menschen als auch der Umwelt langfristig zugutekommen. Erst wenn alle bereit dafür sind, die wahren ökologischen und sozialen Kosten unserer IT-Nutzung zu tragen, kann der Übergang zur Kreislaufwirtschaft so gestaltet werden, dass alle davon profitieren.

The guiding principle of a circular economy in the supply chain primarily includes environmental sustainability factors such as climate protection and resource consumption. However, Stephen Fuller, supply chain management expert at TCO Development, argues that social aspects should also be included – and sees compliance with human and workers‘ rights as an effective lever for promoting the circular economy.

Electronic devices sold in retail and online stores are the result of a manufacturing process that involves complex supply chains. Starting with the miners who extract the raw materials for electronic components and ending with the final assembled product, thousands of workers are involved in the production of a device. Compared to other product supply chains, such as those in the textile industry, the multi-layered supply chains of the IT industry surpass all others. Therefore, these products should realistically be very expensive and valuable to us.

However, an important reason why their price is limited is that the complexity of supply chains makes it difficult to enforce human and labor rights, while at the same time a large number of cheap laborers are involved in production. This may explain why most of the world’s IT production takes place in developing countries. Governments in these countries are known, or rather notorious, for ignoring human rights and existing labor laws in order to encourage investment in their country.

However, if a circular economy is ultimately the desired economic model, all players must also live up to their social responsibilities. Treating IT workers fairly can help accelerate the transition to a circular economy.

Labor costs

On the part of IT product manufacturers, the argument is regularly put forward that investments in social improvements increase production costs and reduce profits. This is not surprising, because paying employees a decent wage and social benefits naturally increases production costs. However, there is no way around it in the long run. In addition, respect for workers‘ rights promotes a healthier work environment, which also benefits the circular economy – based on Take, Make, Use & Reuse.

Increasing production costs will undoubtedly lead to higher purchase prices. This, in turn, is the most effective way to encourage the development of longer-lasting products that users will want to preserve and repair rather than discard and replace.

More expensive IT equipment will also encourage IT brands to give more space to circular business models, such as product-as-a-service solutions, where the IT brand retains ownership of the product and the user pays for the function and utility that the product provides over a period of time. As a result, revenue generation is no longer exclusively about selling as many products as possible. Instead, it makes more economic sense to produce durable IT equipment that is designed to last; that can also be repaired and upgraded so that each product can be „leased“ for as long as technically possible. This lowers costs for vendors while improving margins.

But why is there so little progress?

In many countries where IT products are manufactured, the respective governments do not adequately enforce human and labor rights. As a result, manufacturers and brand owners have a responsibility to treat workers in their supply chain fairly. However, it is very challenging for them to take responsibility for issues that local governments should be responsible for. Shorter working hours and higher wages for workers are improvements that translate into a higher price for the final product. However, when a manufacturer instigates such improvements, it risks losing market share to other, less scrupulous competitors who are only trying to maximize their profits and keep retail prices low. without regard for the environment and workers.

One way to change this is to assign factories to categories based on their level of risk, so brand owners can select factories that proactively address social issues. In this way, ambitious factories receive more orders, which in turn incentivizes factory management to prioritize sustainability, invest in improvements and implement labor laws.

Creating a sustainable product must always be about the entire life cycle, i.e. how it is manufactured, used and disposed of at the end of its life. Once all stakeholders realize that social considerations within this cycle drive the development of the circular economy, sustainable solutions can be created that benefit both people and the environment in the long term. Only when everyone is ready for the true environmental and social costs of our IT use can the transition to the circular economy be made in a way that benefits everyone.

Von Jakob Jung

Dr. Jakob Jung ist Chefredakteur Security Storage und Channel Germany. Er ist seit mehr als 20 Jahren im IT-Journalismus tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehören Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (Storage und Datacenter) sowie ChannelBiz. Darüber hinaus ist er für zahlreiche IT-Publikationen freiberuflich tätig, darunter Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider und ZDnet. Seine Themenschwerpunkte sind Channel, Storage, Security, Datacenter, ERP und CRM. Dr. Jakob Jung is Editor-in-Chief of Security Storage and Channel Germany. He has been working in IT journalism for more than 20 years. His career includes Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (storage and data center) and ChannelBiz. He also freelances for numerous IT publications, including Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider and ZDnet. His main topics are channel, storage, security, data center, ERP and CRM. Kontakt – Contact via Mail: jakob.jung@security-storage-und-channel-germany.de

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