Der LeanIX SaaS Management Survey 2023 offenbart einen starken Fokus auf Applikations Rationalisierung, aber auch eine unzureichende Erfassung relevanter Kennwerte.  

In schweren Zeiten kommt es auf Effizienz an. 80 Prozent der internationalen Unternehmen führen derzeit eine  Optimierung ihres Applikations-Portfolios durch oder planen diese. Die Mehrheit  verspricht sich davon eine Kostenreduktion, um die Profitabilität zu erhöhen oder  Budget für andere IT-Prioritäten freizusetzen. Die Ergebnisse der LeanIX SaaS  Management Survey 2023 lassen jedoch Zweifel aufkommen, dass diese  Rationalisierungs-Maßnahmen zum Erfolg führen können.

Obwohl SaaS bereits einen  signifikanten Anteil am Portfolio ausmacht und beim Software-Einkauf bevorzugt wird,  kennt nur etwas mehr als die Hälfte der Firmen die Gesamtzahl ihrer SaaS Applikationen. Detaillierte Informationen pro Applikation werden noch seltener  komplett erfasst. Gleichzeitig äußern die Befragten aber große Bedenken gegenüber  SaaS, wenn es um Sicherheit, Compliance oder zu hohe Kosten durch redundante  Software oder nicht genutzte Lizenzen geht. Fest steht: Den Unternehmen fehlen die  notwendigen Daten für ein ausgereiftes SaaS-Management – und damit auch die  Voraussetzungen für die Optimierung ihrer IT-Landschaft.

Für die LeanIX SaaS Management Survey 2023 wurden im Herbst 2022 insgesamt 112 IT Fachkräfte online befragt, die in internationalen Unternehmen überwiegend in verantwortlichen  Positionen tätig sind – hauptsächlich in den Bereichen IT/Software Asset Management,  Enterprise Architecture Management und Procurement. Die Teilnehmenden der Studie  arbeiten in Unternehmen, die gleichermaßen in Europa, den USA und anderen Regionen  ansässig sind. 44 Prozent dieser Firmen haben bis zu 2.000 Beschäftigte, 56 Prozent  verzeichnen mehr als 2.000 Beschäftigte.

Knapp 80 Prozent der Unternehmen wollen ihr Applikations-Portfolio optimieren 

Die große Mehrheit internationaler Unternehmen (78 Prozent) führt derzeit Aktivitäten zur  Optimierung der Software-Landschaft durch oder plant diese. Drei Viertel der Befragten geben  weiterhin an, dass die Applikations-Rationalisierung im Vergleich zum Vorjahr in ihren Firmen  stärker im Fokus steht.

 

54 Prozent der Unternehmen versprechen sich von diesen Maßnahmen eine Kostenreduktion,  um profitabler zu werden oder Budgets auf andere Prioritäten zu verlagern. Die andere Gruppe  gibt an, die Effizienz verbessern und die Komplexität im Portfolio verringern zu wollen. Wie  aber sehen diese Portfolios aktuell aus?

SaaS-Applikationen haben bereits einen signifikanten Anteil am Software-Budget: 30 Prozent  der Firmen geben derzeit mehr als die Hälfte ihres Budgets dafür aus. Entscheidend ist jedoch  der Blick nach vorn, denn drei Viertel der befragten Unternehmen bevorzugen SaaS beim Kauf  von Software. Diese Einkaufspolitik führt unweigerlich dazu, dass der SaaS-Anteil an den  Software-Ausgaben kontinuierlich weiter steigen wird.

Informationen zu SaaS-Applikationen werden nur unzureichend erfasst  

Unternehmen wollen ihre Applikations-Portfolios optimieren und SaaS spielt darin schon heute  und vor allem in Zukunft eine bedeutende Rolle – und dennoch: Nur etwas mehr als die Hälfte  der befragten Firmen (54 Prozent) kennt die komplette Anzahl ihrer SaaS-Applikationen.  33 Prozent haben zumindest „teilweise“ einen Überblick, während 13 Prozent einräumen,  diese Daten überhaupt nicht zu erfassen. Doch wenn nicht einmal diese grundlegende  Information zur Verfügung steht, ist eine strategisch ausgerichtete Rationalisierung des  Portfolios kaum möglich.

 

Fest steht außerdem, dass es in den meisten Unternehmen große Bedenken in Bezug auf  SaaS gibt. So äußern sich zwei Drittel der Befragten „besorgt“ oder „äußerst besorgt“ mit Blick  auf mögliche Sicherheitsrisiken und Datenschutzverletzungen, die zum Beispiel durch  ehemalige Beschäftigte auftreten können, deren Zugang zu SaaS-Applikationen nicht  rechtzeitig blockiert wird. Ebenso viele befürchten, dass SaaS-Anbieter oder -Applikationen  den Compliance-Anforderungen nicht gerecht werden könnten. Relevante Kennwerte der  SaaS-Applikationen mit Bezug zu Sicherheit und Compliance – wie Vertragsdaten oder  Informationen über Zertifikate – werden jedoch von fast der Hälfte der Unternehmen nur  teilweise oder gar nicht erfasst.

Zwar geben 70 Prozent der befragten Firmen an, über festgelegte Sicherheits- und  Compliance-Anforderungen für SaaS-Applikationen zu verfügen. Das bedeutet umgekehrt  aber auch, dass fast ein Drittel der Unternehmen nicht einmal diese Standards definiert hat. Einfache Instrumente wie die Bereitstellung eines Katalogs mit frei gegebenen SaaS Applikationen werden ebenfalls nur von der Hälfte der Unternehmen genutzt.

 

Es fehlen SaaS-Daten für einen vollständigen Kostenüberblick

Die Befragten zeigen sich fast ebenso besorgt über vermeidbare oder versteckte Kosten, die  durch SaaS verursacht werden können – sei es durch redundante Software, nicht ausgelastete  Lizenzen oder durch nicht erfasste Ausgaben aufgrund des dezentralen Einkaufs von SaaS.

 

Dennoch erfassen weniger als die Hälfte der Unternehmen vollständige kostenbezogene  Informationen pro Applikation. Detaillierte Nutzungsdaten – die Aufschluss über den  tatsächlichen Wertbeitrag einer Software liefern können – werden von fast einem Drittel der  Firmen gar nicht nachverfolgt.

 

Die vorliegenden Ergebnisse machen deutlich, dass es in vielen Unternehmen noch ein weiter  Weg zu einem ausgereiften SaaS-Management ist – auch wenn die SaaS-Investitionen in  gleichem Maße zunehmen wie die damit verbundenen Herausforderungen. Welche Hürden  gilt es in den Firmen zu überwinden?

Kollaboration ist ein Muss, denn bei SaaS reden viele mit 

Das IT/Software Asset Management-Team ist am häufigsten für das SaaS-Management  verantwortlich, nämlich in 46 Prozent der Unternehmen. Bemerkenswert ist jedoch, wie viele  bei der Organisation und Steuerung der SaaS-Landschaft insgesamt mitreden: In den meisten  Firmen (68 Prozent) sind vier und mehr Abteilungen in diesen Aufgabenbereich involviert.

 

Kollaboration spielt beim SaaS-Management also eine besonders wichtige Rolle. Es braucht  daher Tools, die die Zusammenarbeit fördern – und Informationen, auf die alle beteiligten  Teams gleichermaßen Zugriff haben. 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie für die  Erfassung von SaaS-Daten eine IT Service Management-Lösung oder ein Software Asset  Management-Tool nutzen. Eine SaaS-Management-Plattform, die auf die Verwaltung und  Steuerung von SaaS spezialisiert ist, wird aktuell nur in 12 Prozent der Firmen eingesetzt.

Erstaunlich ist, wie viele beim SaaS-Management auch auf Excel vertrauen: Mit 54 Prozent  rangiert die Lösung auf dem zweiten Platz der eingesetzten Tools. Wird in Unternehmen nur  ein einziges Tool für die Erfassung von SaaS-Daten verwendet – was in 60 Prozent der Firmen  der Fall ist – dann steht Excel sogar an erster Stelle. Es ist schwer vorstellbar, dass ein  Programm zur Tabellenkalkulation den Anforderungen des dynamischen SaaS-Marktes und  den damit verbundenen dezentralen Kaufentscheidungen gerecht werden kann.

 

Fazit: Unternehmen müssen SaaS-Management weiter professionalisieren 

Dass Software nicht mehr nur von einigen wenigen IT-Spezialisten ausgewählt und eingekauft  wird, fördert die Agilität von Organisationen. Software-as-a-Service verspricht außerdem die  langfristige Reduktion von Betriebskosten. Um diese Vorteile aber auch wirklich nutzen und  die Software-Landschaft beständig optimieren zu können, brauchen Unternehmen eine  weitere Professionalisierung ihres SaaS-Managements.

„Unsere Studie hat gezeigt, dass SaaS-Lösungen schon heute ein integraler Bestandteil im  Technologie-Set von Unternehmen sind – dass aber die Verantwortung für das SaaS Management noch klarer definiert werden muss“, resümiert LeanIX-CEO André Christ.  „Wirtschaftlichkeit ist gerade in der aktuellen ökonomischen Situation im Interesse einer jeden  Firma. Redundante Applikationen und nicht ausgelastete SaaS-Lizenzen führen zu einer  Verschwendung von IT-Ausgaben. Um den Betrieb dieser Lösungen wirklich optimieren zu  können, um Kosten zu senken und die Profitabilität zu steigern, müssen Unternehmen einen  konsistenten und systematischen Ansatz bei der Erfassung und Steuerung ihrer SaaS Applikationslandschaft verfolgen.“

Genau daran hapert es aber aktuell noch. Relevante SaaS-Informationen werden nicht oder  nur unvollständig erfasst, während gleichzeitig große Bedenken gegenüber SaaS bestehen  und viele Abteilungen beim SaaS-Management mitreden. Eine gefährliche Konstellation.  Unternehmen brauchen eine zentrale Quelle mit belastbaren und umfassenden Daten über  ihre vorhandenen Applikationen, auf die alle Stakeholder zugreifen können. Nur so lässt sich  das Applikations-Portfolio rationalisieren und kontinuierlich optimieren.

Von Jakob Jung

Dr. Jakob Jung ist Chefredakteur Security Storage und Channel Germany. Er ist seit mehr als 20 Jahren im IT-Journalismus tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehören Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (Storage und Datacenter) sowie ChannelBiz. Darüber hinaus ist er für zahlreiche IT-Publikationen freiberuflich tätig, darunter Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider und ZDnet. Seine Themenschwerpunkte sind Channel, Storage, Security, Datacenter, ERP und CRM. Dr. Jakob Jung is Editor-in-Chief of Security Storage and Channel Germany. He has been working in IT journalism for more than 20 years. His career includes Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (storage and data center) and ChannelBiz. He also freelances for numerous IT publications, including Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider and ZDnet. His main topics are channel, storage, security, data center, ERP and CRM. Kontakt – Contact via Mail: jakob.jung@security-storage-und-channel-germany.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner