Generative Künstliche Intelligenz kann für den Arbeitsmarkt Fluch und Segen zugleich sein. Viele Berufe sind bedroht.

Generative Artificial Intelligence can be both a curse and a blessing for the job market. Many professions are threatened.

Generative Künstliche Intelligenz hat einen tiefgreifenden Wandel ausgelöst, urteilt Dr. Anja Warning vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg (IAB). Keine Innovation hat sich bisher so schnell verbreitet wie ChatGPT, die prominenteste Anwendung von GenAI.

GenAIs versprechen für die Zukunft nie dagewesene Effizienzgewinne, wenn sie gut programmiert und trainiert sind und im Ergebnis zuverlässig und datenschutzrechtlich abgesichert arbeiten. Dann entsteht ein bisher nicht gekannter Druck, die potenziellen Effizienzgewinne auch tatsächlich zu realisieren. Denn Nicht-Nutzer können die möglichen Produktivitätsgewinne nicht realisieren und sind damit schnell preislich oder qualitativ nicht mehr konkurrenzfähig.

Die tatsächlichen Arbeitsmarkteffekte können aufgrund fehlender Daten noch nicht empirisch untersucht werden. Schätzungen über die zu erwartenden Effekte liegen jedoch vor, z.B. vom World Economic Forum. Hier wurde auf Basis amerikanischer Daten zu 867 Berufen und 19.000 Einzeltätigkeiten innerhalb dieser Berufe abgeschätzt, inwieweit sprachbasierte GenAI, wie z.B. ChatGPT, diese Berufe verändern kann (World Economic Forum 2023).

Es zeigt sich ein zum Teil hohes Potenzial für die Einsparung von Arbeitskräften in Berufen, deren Tätigkeiten durch KI weitgehend automatisiert werden können. Dies betrifft Berufsfelder wie Unternehmensberatung, Statistik und Forensik sowie die Sachbearbeitung in Buchhaltung, Rechnungswesen und Kreditwesen. Hier ist (weit) mehr als die Hälfte der Tätigkeiten durch sprachbasierte KI automatisierbar.

Andere Berufe werden sich durch den Einsatz von GenAI zwar spürbar verändern, der Anteil der Automatisierung bleibt aber begrenzt. Dazu gehören z.B. Redakteure, Versicherungsfachleute und Grafiker. Auch viele MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gehören zu dieser Gruppe.

Eine dritte Gruppe von Berufen wird von KI weitgehend unberührt bleiben, da sie originär menschliches Handeln erfordern. Sie sind häufig mit einem hohen Anteil an Kommunikation, Teamaustausch und Reflexion verbunden. Ihre Tätigkeiten sind kaum routinisierbar und damit kaum automatisierbar. Dazu gehören unter anderem Berufe in der Bildungs-, Berufs- und Karriereplanung, Rechtsanwaltsfachangestellte, Ehe- und Familientherapeuten, Sozialarbeiter im Gesundheitswesen sowie Kinderärzte.

In vielen Berufen werden mehr Fachkräfte benötigt, die eine Affinität zur Anwendung neuer KI-gestützter Systeme haben und gleichzeitig einen kritischen Blick auf deren Möglichkeiten und Grenzen. Umbrüche in einzelnen Branchen, die mit der Freisetzung von Arbeitskräften einhergehen, können genutzt werden, um diese Arbeitskräfte in Bereiche zu lenken und auszubilden, in denen Unternehmen ihren Arbeitskräftebedarf nicht decken können.

Dabei kann es sich um neue Tätigkeitsfelder innerhalb der gleichen Branche handeln oder um Tätigkeitsfelder, die einen Branchenwechsel bedeuten würden, z.B. von einem Produktionsbetrieb in das Gesundheitswesen. Der lange Zeit von Arbeitgebern gewünschte kohärente und geradlinige Erwerbsverlauf wird in der Realität vieler Arbeitnehmer nicht mehr vorkommen. Wechsel und Brüche werden „normaler“, häufiger als bisher notwendig und können als Zeichen von Mut, Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft gewertet werden – Eigenschaften, die in Zeiten von KI und insbesondere GenAI stark an Bedeutung gewinnen.

Generative artificial intelligence has triggered a profound change, says Dr. Anja Warning of the Institute for Employment Research in Nuremberg (IAB). No innovation has spread as quickly as ChatGPT, the most prominent application of GenAI.

GenAIs promise unprecedented efficiency gains for the future, provided they are well programmed and trained, and operate reliably and in compliance with privacy laws. This will create unprecedented pressure to actually realize the potential efficiency gains. This is because non-users will not be able to realize the potential productivity gains and will quickly become uncompetitive in terms of price or quality.

The actual effects on the labor market cannot yet be studied empirically due to a lack of data. However, estimates of the expected effects are available, e.g. from the World Economic Forum. Based on U.S. data on 867 occupations and 19,000 individual activities within these occupations, the extent to which language-based GenAI such as ChatGPT can change these occupations was estimated (World Economic Forum 2023).

In some cases, there is a high potential for labor savings in occupations whose activities can be largely automated by AI. This applies to professions such as management consulting, statistics and forensics, as well as processing in bookkeeping, accounting and lending. Here, (much) more than half of the activities can be automated by speech-based AI.

Other professions will be significantly changed by the use of GenAI, but the degree of automation will remain limited. These include editors, insurance specialists, and graphic designers. Many STEM (science, technology, engineering, and mathematics) occupations are also in this group.

A third group of occupations will remain largely unaffected by AI because they are inherently human-intensive. They often involve a high degree of communication, teamwork, and reflection. Their activities are difficult to routinize and therefore virtually impossible to automate. These include education, career counseling, paralegals, marriage and family therapists, health care social workers, and pediatricians.

 

In many professions, more skilled workers are needed who have an affinity for the application of new AI-supported systems and at the same time a critical view of their possibilities and limitations. Upheavals in individual sectors that are accompanied by the release of workers can be used to direct and train these workers in areas where companies cannot meet their labor needs.

These can be new fields of activity within the same sector or fields of activity that would mean a change of sector, e.g. from a production company to the healthcare sector. The coherent and straightforward career path long desired by employers will no longer be a reality for many employees. Changes and breaks will become more „normal“, more frequent than previously necessary and can be seen as a sign of courage, adaptability and willingness to learn – characteristics that are becoming increasingly important in times of AI and, in particular, GenAI.

Von Jakob Jung

Dr. Jakob Jung ist Chefredakteur Security Storage und Channel Germany. Er ist seit mehr als 20 Jahren im IT-Journalismus tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehören Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (Storage und Datacenter) sowie ChannelBiz. Darüber hinaus ist er für zahlreiche IT-Publikationen freiberuflich tätig, darunter Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider und ZDnet. Seine Themenschwerpunkte sind Channel, Storage, Security, Datacenter, ERP und CRM. Dr. Jakob Jung is Editor-in-Chief of Security Storage and Channel Germany. He has been working in IT journalism for more than 20 years. His career includes Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (storage and data center) and ChannelBiz. He also freelances for numerous IT publications, including Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider and ZDnet. His main topics are channel, storage, security, data center, ERP and CRM. Kontakt – Contact via Mail: jakob.jung@security-storage-und-channel-germany.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner