Der Verband der Internetwirtschaft eco übt scharfe Kritik an den Plänen der Bundesregierung zur Vorratsdatenspeicherung. The Association of the Internet Industry (eco) has sharply criticized the German government’s plans for data retention.
Der Verband der Internetwirtschaft eco positioniert sich klar gegen die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland. Die Bundesregierung plant, Internetanbieter zur dreimonatigen Speicherung von IP-Adressen zu verpflichten – ein Vorhaben, das laut eco erhebliche rechtliche und praktische Probleme aufwirft.

Vorratsdatenspeicherung: Rechtliche Bedenken überwiegen

Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco-Verbands, warnt eindringlich vor den Risiken der geplanten IP-Adressen-Speicherung: „Nach fast zwei Jahrzehnten gerichtlicher Auseinandersetzungen zur Vorratsdatenspeicherung darf die Bundesregierung nicht erneut ein Gesetz auf den Weg bringen, das vor Gericht erheblichen Rechtsrisiken ausgesetzt ist.“

EuGH-Urteil stellt Vorratsdatenspeicherung infrage

Der Europäische Gerichtshof hatte bereits im Urteil C-470/21 festgestellt, dass die anlasslose Speicherung von Kommunikationsdaten nicht mit europäischen Grundrechten vereinbar ist. Trotz dieser klaren Rechtsprechung arbeitet die Bundesregierung an einer nationalen Regelung zur verpflichtenden IP-Adressen-Speicherung.

Fünf zentrale Forderungen zur Vorratsdatenspeicherung

Der eco-Verband formuliert konkrete Anforderungen an einen möglichen Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung:

  1. Rechtssicherheit bei der IP-Adressen-Speicherung

Bisherige Ansätze zur anlasslosen und flächendeckenden Datenspeicherung sind vor Gericht gescheitert. Der Verband fordert eine präzise, zweckgebundene und kontrollierte Regelung, die verfassungsrechtlichen Ansprüchen standhält.

  1. Kürzere Speicherfristen statt dreimonatiger Vorratsdatenspeicherung

Laut eco reichen zwei bis drei Wochen Speicherung von IP-Adressen aus – so die Einschätzung von Ermittlungsbehörden selbst. Als datenschutzfreundliche Alternative schlägt der Verband das Quick-Freeze-Verfahren vor, bei dem Daten erst bei konkretem Verdacht gesichert werden.

  1. Wirtschaftliche Folgen der Vorratsdatenspeicherung

Die Umsetzung einer Speicherpflicht verursacht erhebliche Kosten für zusätzliche Infrastruktur und verschärfte IT-Sicherheitsanforderungen. Der Verband befürchtet Preissteigerungen für Endkunden und Wettbewerbsnachteile für kleinere Internetanbieter. Gefordert werden ein angemessener Kostenausgleich und realistische Übergangsfristen.

  1. Datenschutzrisiken durch IP-Adressen-Speicherung

Mit zunehmender Speicherdauer steigt das Risiko von Datenlecks und unberechtigtem Zugriff. Die Kombination von IP-, Port- und Verbindungsdaten ermöglicht weitreichende Rückschlüsse auf das Verhalten und die Kommunikation von Nutzern – ein massiver Eingriff in die Privatsphäre.

  1. Zweifelhafte Effektivität der Vorratsdatenspeicherung

Der eco-Verband bezweifelt den praktischen Nutzen der Maßnahme grundlegend. Es fehlen empirische Belege dafür, dass die Vorratsdatenspeicherung die Aufklärungsquote signifikant verbessert. Professionelle Täter umgehen solche Überwachungsmaßnahmen problemlos. Stattdessen seien gezielte Ermittlungsinstrumente und verstärkte internationale Zusammenarbeit der effektivere Weg.

Vorratsdatenspeicherung: Dauerkontroverse in Deutschland

Die Debatte um die Vorratsdatenspeicherung beschäftigt Deutschland seit Jahren. Während Sicherheitsbehörden die Speicherung von Verbindungsdaten als unverzichtbares Ermittlungsinstrument verteidigen, lehnen Datenschützer und große Teile der Internetbranche die Maßnahme als unverhältnismäßigen Eingriff in Grundrechte kategorisch ab.

Die geplante IP-Adressen-Speicherung steht damit im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsinteressen und Datenschutz – eine Diskussion, die mit den aktuellen Regierungsplänen erneut an Brisanz gewinnt.

The Association of the Internet Industry eco has taken a clear stance against data retention in Germany. The German government plans to require Internet providers to store IP addresses for three months—a plan that, according to eco, raises significant legal and practical problems.

Data retention: Legal concerns prevail

Oliver Süme, CEO of the eco association, warns urgently of the risks of the planned IP address storage: “After almost two decades of legal disputes over data retention, the German government must not once again introduce a law that is exposed to considerable legal risks in court.”

ECJ ruling calls data retention into question

In its ruling C-470/21, the European Court of Justice had already determined that the storage of communication data without cause is not compatible with European fundamental rights. Despite this clear ruling, the German government is working on a national regulation for mandatory IP address storage.

Five key demands for data retention

The eco association has formulated specific requirements for a possible draft law on data retention:

  1. Legal certainty in IP address storage

Previous approaches to indiscriminate and comprehensive data storage have failed in court. The association is calling for precise, purpose-specific, and controlled regulations that comply with constitutional requirements.

  1. Shorter storage periods instead of three months of data retention

According to eco, two to three weeks of IP address storage is sufficient – this is the assessment of the investigating authorities themselves. As a data protection-friendly alternative, the association proposes the quick-freeze procedure, in which data is only secured in cases of concrete suspicion.

  1. Economic consequences of data retention

The implementation of a storage obligation causes considerable costs for additional infrastructure and stricter IT security requirements. The association fears price increases for end customers and competitive disadvantages for smaller Internet providers. It calls for appropriate cost compensation and realistic transition periods.

  1. Privacy risks due to IP address storage

As the storage period increases, so does the risk of data leaks and unauthorized access. The combination of IP, port, and connection data allows far-reaching conclusions to be drawn about the behavior and communication of users—a massive invasion of privacy.

  1. Doubtful effectiveness of data retention

The eco association fundamentally doubts the practical usefulness of the measure. There is no empirical evidence that data retention significantly improves the clearance rate. Professional criminals easily circumvent such surveillance measures. Instead, targeted investigative tools and increased international cooperation are the more effective approach.

Data retention: ongoing controversy in Germany

The debate on data retention has been ongoing in Germany for years. While security agencies defend the storage of connection data as an indispensable investigative tool, privacy advocates and large parts of the internet industry categorically reject the measure as a disproportionate infringement of fundamental rights.

The planned storage of IP addresses is thus caught between security interests and privacy – a discussion that is gaining new momentum with the current government plans.

Von Jakob Jung

Dr. Jakob Jung ist Chefredakteur Security Storage und Channel Germany. Er ist seit mehr als 20 Jahren im IT-Journalismus tätig. Zu seinen beruflichen Stationen gehören Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (Storage und Datacenter) sowie ChannelBiz. Darüber hinaus ist er für zahlreiche IT-Publikationen freiberuflich tätig, darunter Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider und ZDnet. Seine Themenschwerpunkte sind Channel, Storage, Security, Datacenter, ERP und CRM. Dr. Jakob Jung is Editor-in-Chief of Security Storage and Channel Germany. He has been working in IT journalism for more than 20 years. His career includes Computer Reseller News, Heise Resale, Informationweek, Techtarget (storage and data center) and ChannelBiz. He also freelances for numerous IT publications, including Computerwoche, Channelpartner, IT-Business, Storage-Insider and ZDnet. His main topics are channel, storage, security, data center, ERP and CRM. Kontakt – Contact via Mail: jakob.jung@security-storage-und-channel-germany.de

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